Berufe werden vorgestellt
02. Dezember 2021
Jobbloggerin Franziska Strupf besucht Unternehmen im Kyffhäuser- und Unstrut-Hainich-Kreis und berichtet über ihre Eindrücke und Erlebnisse und die tollen Berufe, in denen man in den Firmen arbeiten kann.
Drei Tage war sie bei uns und berichtete über unser Unternehmen.
Ihren Bericht gibt es hier:
Wir machen Ihnen Beine!
Meine 16. Woche des Jobmarathons verbrachte ich bei der Jüttner Orthopädie KG. Hier werden orthopädische Hilfsmittel, wie zum Beispiel Prothesen, Rollstühle, Schuheinlagen, bis hin zu Silikon-Orthesen oder Bandagen individuell für den Kunden gefertigt.
Das Familienunternehmen wurde 1946 in Mühlhausen von Max Jüttner gegründet. Seine Enkeltochter Kathrin Jüttner führt das Unternehmen in der Familie weiter.
Mit 22 Filialen in Thüringen, Niedersachsen und Berlin hat die Jüttner Orthopädie KG derzeit 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ich war echt gespannt, wie das hier alles abläuft und welche Jobs hier so auf mich warten.
Vom Abdruck bis zur Fertigstellung
Im Job der Orthopädietechnikerin durfte ich verschiedene Bereiche durchlaufen. Als erstes ging es in den Kindersonderbau. Hier werden orthopädische Hilfsmittel für Kinder hergestellt.
Zuerst habe ich bei der Fertigstellung eines Rollstuhls helfen können. Dann habe ich das Vakuumsitzkissen kennen gelernt. Damit macht man normalerweise die Abdrücke der Körperkonturen der Kunden. Ich durfte das mal zum Verständnis mit meinen Händen machen.
Ich drückte meine Hände fest auf das Kissen und währenddessen wurde die Luft aus dem Kissen entfernt. So blieb der Abdruck meiner Hände übrig und man hat eine Kontur, die perfekt auf den Kunden angepasst ist. Finde ich richtig cool!!
Danach wurde das Vakuumkissen mit einer 3D Kamera eingescannt und im Anschluss in ein 3D Bearbeitungsprogramm eingelesen. In diesem Programm kann man es nachbearbeiten und modellieren. Hierbei ist natürlich räumliches Denken gefragt.
Ich fand das super spannend und mit einem besonderen "Modellierstift" für das Programm hat sich das 3D Modell ziemlich echt angefühlt.
Aus den Daten wird dann eine individuelle Sitzschale hergestellt. Im Anschluss muss die Schale natürlich noch mit Stoff bezogen werden. Diesen dürfen sich die Kunden nach Farbe und Muster individuell aussuchen. Ich durfte beim Beziehen einer Sitzschale helfen.
Hier sind definitiv Genauigkeit, Fingerspitzengefühl und Kreativität gefragt!
Mehr Kundenkontakt, als erwartet
Nicht nur das handwerkliche Geschick ist beim Job des/der Orthopädietechniker/in gefragt, sondern auch Empathie ist eine wichtige Eigenschaft für diesen Beruf! Denn man lernt die Kunden oft persönlich kennen und fährt zu ihnen, oder sie kommen in die Jüttner Orthopädie. Denn die Kunden müssen natürlich auch ausgemessen und die Hilfsmittel anprobiert und ausgetestet werden. Ein Mitarbeiter meinte „Ich begleite viele Kunden schon vom Kindesalter mit.“
Ich finde den persönlichen Kundenkontakt wirklich schön, da man natürlich dann auch weiß, für was und wen man seine Arbeit macht und den Menschen damit das Leben leichter machen kann und ihnen hilft. Einfach ein tolles Gefühl!
Ich durfte bei einer Kundenversorgung dabei sein und habe einen Gipsabdruck abgenommen und modelliert. Gar nicht so einfach, sag ich euch! Der Gips darf nicht zu fest, aber auch nicht zu locker sitzen und man muss ziemlich schnell sein, damit er nicht zu früh trocknet. Allerdings war ich recht zufrieden mit dem Ergebnis fürs erste Mal.
Laufen wie auf Wolken
Wie ihr euch schon denken könnt, geht es hier um Schuhe und Schuheinlagen. Diese orthopädischen Hilfsmittel werden genauso nach Maß des Kunden bei der Jüttner Orthopädie KG hergestellt. Allerdings ist das der Job vom Orthopädieschuhmacher. Hier habe ich Leder zugeschnitten und dieses dann auf Leisten aufgezogen.
Auch in diesem Job ist selbstverständlich handwerkliches Geschick und Interesse an Kundenkontakt gefragt.
Im Anschluss ging es dann an den Fußscanner. Hier wird das Fußmaß, die Fußform und Druckpunkte des Fußes gemessen und fotografiert. Das habe ich einmal mit meinen eigenen Füßen testen dürfen.
Danach wird dann entschieden, welche Einlage für den Fuß passend ist und die genaue Form und das genaue Maß ermittelt, damit das später handwerklich hergestellte Hilfsmittel dann auch angegossen passt!
Die Ausbildung als Orthopädietechniker und Orthopädieschuhmacher geht jeweils drei Jahre und die Berufsschule befindet sich in Gotha.
Das Auge der Krankenkasse
Zunächst ging es dann in die Abteilung der Verwaltung als Fachkraft für Büromanagement. Hier werden Theorie und Praxis vereint. Hier wird mit den Krankenkassen abgestimmt, wie ihre Versicherten versorgt werden können und warum sie genau diese Versorgung mit dem jeweiligen Hilfsmittel benötigen.
Bei dem Job müsst ihr also viel telefonieren, tippen, erklären und formulieren mit Kunden und Krankenkassen. Dabei solltet ihr definitiv Organisationstalent und die Vertrautheit mit dem PC mitbringen.
Ahnung von Hilfsmitteln
Der letzte Job, in den ich bei Jüttner geschnuppert habe, war der Beruf der Sanitätsfachverkäuferin im Sanitätshaus. Hier dufte ich bei Kundenberatungen dabei sein, Ware in die Regale sortieren und Maße für Kompressionsstrümpfe ausmessen. Für den Job solltet ihr definitiv Freundlichkeit mitbringen und gerne den persönlichen Kundenkontakt haben. Denn man muss die Kunden genau beraten, um ihnen die richtigen und individuellen Hilfsmittel anzupassen.
Für die Ausbildung macht ihr den Abschluss der Einzelhandelskauffrau bzw. -mann mit Spezialisierung auf Sanitätshaus.
Fazit zur Woche bei der Jüttner Orthopädie KG
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass man bei den Jobs bei der Jüttner Orthopädie KG so viel persönlichen Kundenkontakt hat.
Ich finde es richtig schön, dass man sieht, für was und wen man seine Arbeit macht und wie man den Menschen Hilfsmittel fürs Leben mitgeben kann.